Der Ort in Ventimiglia, an dem sich für uns alle am meisten abspielt, ist die Autobahnbrücke. Unter der Brücke leben zeitweise bis zu 300 Menschen. Jeden Tag kommen neue an, bis in die Nacht. In der Nähe des Ortes gibt es auch das Rote-Kreuz-Camp. Während der eisig kalten Tage konnten Frauen und Kinder ohne Identitätsnachweis in das Camp, für gewöhnlich müssen aber Fingerabdrücke abgegeben werden und die Ankommenden dürfen nicht weiterreisen. Deshalb ziehen viele es vor, selbst bei Minusgraden und Schnee unter der Brücke zu bleiben.
Vor allem in diesen kalten Tagen besteht eine unserer täglichen Aufgaben darin, Feuerholz zu verteilen. Wir arbeiten dabei mit dem Infopoint (mehr dazu unter “über uns”) zusammen. Der Infopoint lagert das Holz auch, aufgrund von Ressourcenmangel kann es allerdings nur drei Mal am Tag zur Brücke gefahren und ausgegeben werden, was deutlich zu wenig ist. Außerdem stellen wir Decken, Schlafsäcke und Kleidung zur Verfügung. Vor allem Schuhe sind zur Zeit sehr gefragt. Wegen der ständigen Nässe gibt es kaum Möglichkeit, sich trocken zu halten. Viele der Ankommenden tragen nur dünne Schuhe, wenn überhaupt, wir sehen auch immer wieder Personen mit Flip Flops und Socken. Weiterhin kocht ein Teil unserer Gruppe zusammen mit der Kesha Niya-Küche und gibt das Essen ein Mal täglich an der Brücke aus.
Freitag hat es den ganzen Tag geregnet. Auch die Essensausgabe fand zuerst im Regen statt, jedoch nicht wie sonst neben der Brücke, sondern vor einer nahegelegenen Kirche. Aufgrund der andauernden Kälte und Eis kam die Kesha Niya-Küche (mehr dazu unter „über uns“) nicht nach Ventimiglia. Deshalb hat Caritas zugesagt, das Essen vorzubereiten. Doch eine Stunde vor der Essensausgabe teilte die Organisation mit, dass sie das Essen doch nicht vorbereiten könnte. Zum Glück konnte noch jemand anderes fürs Kochen einspringen und so wurde das Essen doch noch vor der Kirche verteilt. Völlig unerwartet für uns standen vier nationale Kamerateams vor der Kirche, die über die aktuelle Lage berichten wollten. Die Zuständigen der Kirche wollten die Menschen während des Regens zunächst nicht reinlassen. Nach einem Gespräch einer unserer Aktivistinnen mit dem Pfarrer wurde das Gebäude doch noch zum Essen geöffnet, nach einer Stunde wurden jedoch alle wieder in die Eiseskälte zurückgeschickt.
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