Seit heute morgen findet unter der Autobahnbrücke, die in den letzten Monaten für viele Menschen auf der Flucht ein Zufluchtsort war, eine Zwangsräumung statt.

Unter der vierspurigen Brücke, nahe dem Fluss „Roya“ und dem Industriegebiet der Küstenstatt, leben derzeit Menschen auf der Flucht  in äußerst prekären Zuständen. Besonders während der strengen Wintermonate waren die dort aufgestellten Zelte und die einfallsreich gezimmerten Hütten der einzige Schutz vor Kälte und Witterung. Nun wird den Menschen auch dieser Schutz genommen.

Die Polizeipräsenz unter und um die Brücke ist an diesem Morgen enorm hoch. Sowohl in Uniformen, als auch in Zivil, unterstützt durch ein großes Aufgebot von Fahrzeugen und Helikoptern, setzen die Beamt*innen die Räumung durch.

Die städtische Regierung rückt mit Schaufelbaggern und LKWs mit großen Krallen gegen Hütten und Zelte vor. Die Bagger reisen alles ein und was gestern noch ein einigermaßen sicherer Rückzugsort für die Menschen war, wird heute in großen Bauschuttcontainern auf den Rücken von lärmenden LKWs abtransportiert.

Unsere Aktivist*innen vor Ort konnten beobachteten, wie beinahe ein Zelt mit einer schlafenden Person von den Bagger mitgerissen wurde. Bisher wurde aber noch keine direkte, physische Gewalt dokumentiert.  Seit gestern sind zudem viele Kamerateams in Ventimiglia, davon viele aus dem Ausland, wie aus Frankreich oder Spanien.

Für die Menschen auf der Flucht, die nicht in das Rote Kreuz Camp gehen wollen, da die dortigen Registrierungsmaßnahmen unmittelbaren Einfluss auf bestehende Aufnahmeverfahren haben, gibt es nach der Räumung ihrer Hütten und Zelte, keinen geschützten Ort mehr, wohin sie gehen könnten. Die Polizei und Bagger werden dafür sorgen, dass bis zum Ende des Tages der gesamte Bereich unter der Brücke geräumt wird. Morgen wird es keine Anzeichen mehr dafür geben, dass bis zum heutigen Morgen  Menschen unter der Brücke gelebt haben.