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Tear this Down: Kolonialismus JETZT beseitigen, unser Aufruf zu #BLM und die 10 Forderungen

DEUTSCHLANDS KOLONIALES ERBE LEBT AUF DEN STRASSEN WEITER

Von AG Stadtlabor: Migration bewegt Hildesheim

Quelle: Kehrwiederzeitung

Das Straßenschild der Nettelbeckstraße in Hildesheim wurde in den vergangenen Wochen von besorgten Bürger:innen abmontiert.

„Der aktuelle Namensgeber Joachim Nettelbeck (1738 – 1824) war ein preußischer Seefahrer, der am transatlantischen Versklavungshandel beteiligt war, der versucht hat, drei preußische Könige zum Erwerb von Kolonien zu bewegen, und der als Verteidiger seiner Heimatstadt Kolberg zum nationalistischen „Volkshelden“ und Prototyp für die Militarisierung des deutschen Bürgertums wurde“, sagt Tahir Della, Sprecher der Initiative Schwarzer Menschen (ISD).

Nachdem die Bürger:innen das Straßenschild abmontierten, haben sie die Initiative »Solidarity City Hildesheim« (bestehend aus einem städtischen Netzwerk von Migrantenselbstorganisationen, Sozialarbeitenden, zivilgesellschaftlichen Gruppen, städtischen Politiker:innen und Stadtverwaltungen) ein Foto (siehe unten) gesendet und gebeten, diese Entfernung einzuordnen, Konsequenzen zu fordern und die weitere Koordinierung zu übernehmen.

In der sich inzwischen in Hildesheim herausgebildeten Debatte über den richtigen Umgang mit kolonialer Geschichte romantisiert CDU Hildesheim Politiker Mirco Weiß Joachim Nettelbeck in einem Facebook-Statement zum „Abenteurer“.

Adam Baher, Postkolonialismus-Referent des glokal e.V., stellt klar: „Die CDU Hildesheim kann die Fakten über Joachim Nettelbeck nicht ändern. Dieser Mann war kein Abenteurer, sondern Kapitän von Sklavenschiffen und Befürworter des Sklavenhandels mit Holländern und Engländern. Deutschland flieht immer noch vor seiner Kolonialgeschichte. Dies ist nicht der richtige Weg für eine vielfältige Gesellschaft.“

Runter vom Sockel und dann? Karte mit Kolonialverbrechen in Deutschland.

Die koloniale Vergangenheit holt Deutschland als drittgrößte europäische Kolonialmacht in Afrika zwischen 1885 und 1919 immer noch ein:
Mehr als 100 Jahre nach Ende des deutschen Kolonialreiches fordern Namibia, Tansania und Burundi von der Bundesregierung Reparationen für die von Deutschen begangenen Verbrechen. Daher fordern wir im Bezug zum deutschen kolonialen Erbe einen offenen runden Tisch auf vielen Ebenen, der zwischen postkolonialen Expert:innen und Vertreter:innen in hohen Verantwortungspositionen der Stadt-, Landes- und Bundesebene vermitteln soll.

Dabei haben sich für uns drei Leitforderungen herausgebildet:
Erstens soll sich mehr mit deutschen Kolonialverbrechen auseinandergesetzt werden. Dazu gehört auch die Rolle Deutschlands vor und während des Völkermords in Ruanda.

Zweitens müssen endlich die Forderungen der Betroffenen und Angehörigen von deutschen Kolonialverbrechen bei politischen Entscheidungen aufgenommen werden. Die Perspektiven von Betroffenen und Angehörigen sind bereichernd für die heutigen Diskussionen zur deutschen Innen- und Außenpolitik — auch in Hinblick auf das deutsche bzw. europäische Grenzregime in Afrika und gegenüber Menschen mit afrikanischer Migrationsgeschichte.

Die Expertisen der Postkolonial-Trainer:innen in unserem „Solidarity City Hildesheim“-Netzwerk sollten maßgeblich bei der Erarbeitung von Maßnahmen im Zusammenwirken mit Politiker:innen sein. Ohne diese Expertisen können zum Beispiel die Verflechtung von Kolonialverbrechen mit heutigen rassistischen Gesetzen oder die Ausgleichsforderungen durch Reparationen nicht verhandelt werden.

Drittens soll die Mittelbereitstellung für eine landes- und bundesweite Strukturförderung zur bildungspolitischen Aufarbeitung deutscher Kolonialverbrechen geprüft werden, um für eine größere Sichtbarkeit deutscher Genozide, Kriegsverbrechen und Raubzüge im Zentrum der deutschen Geschichtsschreibung in Lehrplänen zu sorgen.
Außerdem soll die Geschichte von Befreiungskämpfer:innen in Lehrplänen verankert werden. Als Beispiel nennen wir Anton Wilhelm Amo, der als erster afrodeutscher Philosoph unweit von Hildesheim in Wolfenbüttel wirkte.
Dessen Namen schlagen wir für die Umbenennung aller Nettelbeckstraßen in Deutschland mit Hinweisschild aus einem bundesweiten Fördertopf vor.

Neben einem Rassismus zu milde bestrafenden Justizsystem tragen auch verfassungsrechtlich bedenkliche Aussagen, wie die unten stehenden, dazu bei, dass – wie in Hildesheim geschehen, als 2020 ein 21-Jähriger mit einem Terror-Anschlag auf Muslime droht und freigesprochen wird, oder 2021, der Anschlag auf die Ditib-Moschee – Neonazis Menschen rassifizieren und zur Zielscheibe für rechtsextreme Anschläge machen.

„Wir werden uns gegen Zuwanderung in deutsche Sozialsysteme wehren – bis zur letzten Patrone.“ Horst Seehofer, 2011

„Es ist doch klar, dass sich Zuwanderer aus anderen Kulturkreisen wie aus der Türkei und arabischen Ländern insgesamt schwerer tun. Daraus ziehe ich auf jeden Fall den Schluss, dass wir keine zusätzliche Zuwanderung aus anderen Kulturkreisen brauchen.“ Horst Seehofer, 2010

„Multikulti ist tot. Töter kann es gar nicht sein.“ Horst Seehofer, 2010

„Der Islam gehört nicht zu Deutschland.“ Horst Seehofer, 2018

„Ich bin froh über jeden, der bei uns in Deutschland straffällig wird und aus dem Ausland stammt. Auch der muss das Land verlassen.“
Horst Seehofer, 2018

„Migration ist die Mutter aller Probleme.“ Horst Seehofer, 2018

(feixend) „Ausgerechnet an meinem 69. Geburtstag sind 69 – das war von mir nicht so bestellt – Personen nach Afghanistan zurückgeführt worden.“
Horst Seehofer, 2018

Rückblick:

7/6/2020, Tag des Zorns:
»Ich kann nicht atmen«

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Black Lives Matter Hildesheim & Migrantifa Hildesheim JETZT mit dem Theater „Die Falle“ von Riadh Ben Ammar, Mitbegründer des transnationalen Netzwerks afrique-europe-interact.

Forderungen:
„I can’t breathe”

Tribunal gegen rassistische Polizeigewalt & Behördenterror. Für Globale Gerechtigkeit. Hier geht es zur Dokumentation der #BLM-Demonstration und zum Maloja-Projekt.

Alles müssen wir selber machen. »Allein zu gehen, da bin ich schneller, aber gemeinsam, da gehen wir weiter.« Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wir demonstrieren rücksichtsvoll und achtsam. Nach der Kundgebung zeigt uns Riadh das Ein-Personen-Theaterstück „Die Falle“ (Beschreibung unten). Warum wir protestieren:

1. Migration ist die Mutter aller Gesellschaften. Gegen koloniales Unrecht in Germany. Gegen rassistischen Terror, Behördenterror, Polizeigewalt, Grenzpolizisten in Hildesheim, Stade, Chemnitz, Menton, Paris, Nordamerika und überall. Hanau, das war deutsche Leitkultur!
​​​​2. Stop Deportation & 101 Jahre Abschiebehaft in Deutschland sind genug. Abolish Lager- und Ankerzentrumsystem! Wegen Euren rassistischen Gesetzen können wir schlecht Atmen! Residenzpflicht für migrantische Selbstorganisation abschaffen!
3. Solidarität mit allen Reisenden zweiter, dritter Klasse an den Grenzen. Auch in den Lagern Europas Moria, Bosnien, Türkei, Iran, Niger, Sudan … Unabhängige Visapolitics für Alle! Aufbau von Korridoren der Solidarität und Rasthäusern auf den Reiserouten!!! Build Solidarity Cities!
4. Solidarität mit der Gastarbeiter*innenbewegung. Für Selbstbestimmung von Menschen in der Sorgearbeit ohne deutschen Pass – besonders in prekären Zeiten. Menschen vor Papiere! Wir wollen das Studium und den Job statt nur des Praktikums!
5. Für migrantische Mitbestimmung bei der EU-Asyl-Rechtsreform 2020. Dies ist auch eine Mobi zur #IMK2020 von Jugendliche ohne Grenzen in Erfurt (17. bis 19. Juni). Schluss mit dem Konzept des globalen Lagersystems unter Federführung des Deutschen Innenministeriums. Wir fordern: Praktische Umverteilung der Grenztechnologie von Siemens, Airbus, ThyssenKrupp, Fraunhofer-Institut, Leonardo (Italien), … in Pädagogiken der Vielfalt und des Gemeinsamen!
6. Khartoum-Prozess am Horn von Afrika und Neokolonialismus der deutschen GIZ mit den Janjawid-Milizen lückenlos aufklären! EU-Better-Migrationsmanagement ist Push-Faktor! Neue Pakte der EU mit der Afrikanischen Union, wie das Continental Operational Center 2019 kritisch begleiten. Antirassistische Arbeit beginnt auch in Niger, das neben Gambia ein Labor für die EU ist, das Asylverfahren an afrikanische Staaten „auszulagern”.
Schluss mit der Schmuddel-Entwicklungshilfe für koloniale autokratische Militärgrenzen im Herzen afrikanischer Mobilität und Freizügigkeit!
7. Entnazifizierung in Polizei, Bundeswehr, Verfassungsschutz, Bundesnachrichtendienst (BND), Justiz, Schulen und Universitäten. 75 Jahre nach der Befreiung hat die Bundesrepublik die Entnazifizierung verpasst! Ihr wollt eine Diskussion über Fluchtursachen? Entwaffnet Rheinmetall! Eure Waffen mit falschen Aufklebern finden wir überall.
8. Entnazifizierung der Hildesheimer Ausländerbehörde & rassistischen Wohnungsindustrie. Ihr wollt keine antirassistischen Workshops!? Dann machen wir Eure Arbeit eben. Ehrenamtlich! Basta.
9. Gerechtigkeit und Ernährungssouveränität für Indigous, Women and LGBTQI+, Ecofeminists, Interreligious im Sahel, Australien, Indien, Chile and over the World.
10. Bewegungsfreiheit und Zukunft für Alle! JETZT.

Nach der Kundgebung, Ort und Zeit wird bekanntgegeben:
Ein-Personen-Theaterstück von und mit Riadh Ben Ammar:
»Die Falle«: „Wir schlafen nur, wenn die Sonne aufgeht… dann sind wir sicher, dass die Vampire nicht mehr kommen“, so Momo, Bewohner einer Geflüchtetenunterkunft. Ein Theater von Tanger nach Pirna, über die geschlossene EU-Außengrenze und ihre Missverständnisse. Betrüger*innen? Dann lass uns darüber reden! Nicht „Welcome to stay“, sondern für #Bewegungsfreiheit. «

Aufruf von:
Black Lives Matter Hildesheim und Migrantifa Hildesheim, initiiert von NBNP.

Newsletter 1.2020 – Call for Help, Europäische Migrationspolitik im Tschad, WTM Alarmphone im Interview, Bericht: Refugee Protection in Germany 2020 und über die Fortsetzung deutschen Kolonialismus in Abschiebegefängnissen: Darf Zain al-Khatir bleiben?

Liebe Freundinnen und Freunde

Syrische Kriegsflüchtlinge kündigen an, am Sonntag (2.2.2020) aus ihrem Lager in Idlib zur türkischen Grenze zu maschieren. Sie schreiben, dass ihnen Assads Bomben keine Wahl ließen. Ihr Ziel ist Europa. Der Marsch steht unter dem Motto: „Von Idlib nach Berlin“.

In diesem Newsletter werfen wir einen Blick auf die (europäische) Migrationspolitik im Sahel, Mittelmeer, Deutschland, Niedersachsen und Hildesheim.

Zunächst in eigener Sache:

Datum wird noch bekanntgegeben
Unter einem Dach, Lilienstraße 16B, 30167 Hannover
Workshop zum Aktivwerden in der ZigZag Kitchen Brüssel und Kesha Niya Kitchen Ventimiglia

Was erwartet Dich?
– Auskunft über Situation in Brüssel und Ventimiglia
– Informationen zu Aufgabenbereichen und Strukturen Vorort
– Erfahrungsberichte von bereits Aktiven
– Offene Fragen- und Diskussionsrunde
– Möglichkeit der Koordination gemeinsamer An- und Abreise

Wir freuen uns auf Dich und Danke an alle bisher getätigten Spenden! Anmeldung unter: kitchen-workshop[at]posteo.de

Video: Besuch bei der selbstverwalteten „ZigZag-Küche“ in Brüssel, anf

Reportage über die europäische Migrationspolitik in Afrika. Dafür bekamen SWR2-Autor Martin Durm und Regisseurin Maidon Bader jetzt den renommierten Robert Geisendörfer Preis. 

Die Sahelzone gehört zu den ärmsten und gefährlichsten Regionen der Welt. Die Europäische Union scheint dennoch daran zu glauben, dieses chronische Krisengebiet stabilisieren zu können. So hat sie unter anderem ihre Unterstützung für eine afrikanische Truppe zur Terror- und Schleuserbekämpfung im Sahel verdoppelt. Und die EU leistet humanitäre Hilfe, vor allem im Grenzgebiet zwischen Tschad und Sudan.

Sendung von Martin Durm, 26.9.2019, SWR2

Alarmphone – Eine Nummer für Flüchtlinge in Seenot

Für in Seenot geratene Flüchtlinge gibt es eine Telefonnummer bei einer NGO. Aber lockt diese Hilfe nicht noch mehr Menschen auf den gefährlichen Seeweg?

Sendung von Vera Pache vom 28.1.2020, SWR2

Deutsche Zusammenfassung des Berichts »Refugee Protection in Germany«, Valeria Hänsel, Sabine Hess, Svenja Schurade, Januar 2020

Die vorgelegte Analyse »Refugee Protection in Germany« hat eine generelle Entwicklung des deutschen Asylsystems aufzeigen können, die darin besteht, dass Zugänge zum Asylrecht zunehmend beschränkt und Verfahrensrechte stark eingeschränkt werden. Dies führt zu einem differentiellen Ausschluss immer mehr Gruppen aus dem Geltungsbereich des asylrechtlich verankerten Schutzes; Grundsätzlich haben die Gesetzespakete seit 2015 errungene verfahrensrechtliche Schutzstandards massiv beeinträchtigt und abgebaut. Daher werden folgende Empfehlungen zur Verbesserung des Schutzes von Asylsuchenden gegeben:

Passend dazu: Was macht eine Stadt für alle aus? Ergebnisse aus dem Stadtlabor: Migration bewegt Göttingen

14. und 15. Februar 2020
Paulinerkirche im Historischen Gebäude der SUB (Papendiek 14, 37073 Göttingen)

Die europäische Flüchtlings- und Asylpolitik steckt in einer tiefen Krise. Dies haben zuletzt nicht nur die Debatten um die Seenotrettung gezeigt. Angesichts der Blockadehaltung auch vieler nationaler Regierungen sind es vermehrt Städte und Kommunen, die sich für pragmatische und liberale Lösungen einsetzen.

Auf dem Podium diskutiert Prof. Dr. Gesine Schwan (Humboldt-Viadrina Governance Platform, Berlin), mit Mike Schubert (Oberbürgermeister von Potsdam und bundesweiter Koordinator „Städte Sicherer Häfen“), Marion Bayer (Solidarity City Hanau) und Mehmet Tugcu (Stadtratsfraktion Bündnis 90/ Grüne Göttingen) unter der Moderation von Prof. Dr. Sabine Hess (Centre for Global Migration Studies, Universität Göttingen), welche Rolle Städte und Kommunen in der Migrationspolitik einnehmen (sollten). Welche Ansätze und Politikempfehlungen gibt es? Welchen Handlungsspielraum haben Stadtregierungen und -verwaltungen? Was können Graswurzelinitiativen wie Solidarity City für eine offene Stadtgesellschaft bewegen?

Das vorläufige Programm kann hier heruntergeladen werden.

Knast und Folter zur gewaltvollen Durchsetzung von Abschiebungen

Einblicke in den Abschiebeknast Büren (NRW) allias UfA1 Büren: Die skandalöse Abschiebung einer hochgradig suizidalen Person aus der Abschiebehaft in Büren (NRW) nach Marokko schlägt leider keine Aufmerksamkeitswellen. Viel zu sehr hat sich die brutale Abschiebepraxis der BRD schon in der Gesellschaft normalisiert. Dem wollen wir uns entschieden entgegenstellen. Als Freundinnen und Aktivistinnen standen wir während seines Knastaufenthalts und auch noch jetzt in engem Kontakt mit der betroffenen Person: Herr H. und seine Geschichte ist exemplarisch für eine menschenverachtende Abschiebepraxis, die psychische Erkrankungen bewusst ignoriert, durch Gewalt- und Zwangsmaßnahmen drastisch verschlimmert und damit das Leben von Menschen gefährdet.

Darf Zain al Khatir bleiben?, NDR 3.1.2020

Für das neue Jahr 2020 und darüber hinaus kann es nur mehr denn je heißen: Bewegungsfreiheit für Alle!

Wie wollen wir in Zukunft Migration gestalten und welche Rolle spielen dabei heutige Grenzziehungen? Dieser Frage gingen im Rahmen des Projekts „Zukunft für alle – gerecht. ökologisch. machbar“ 16 Vordenker*innen aus sozialen Bewegungen, Politik und Wissenschaft nach. Aus der gemeinsamen – mitunter kontroversen – Diskussion ist diese Vision entstanden:

Bewegungsfreiheit für alle!
Zukunftswerkstatt zum Thema Migration

Push-Back-Bericht: 648 Abschiebungen im November 2019 norditalienisch-französische Grenze

Hier geht es zum Bericht, der eine der größten gewaltsamen Abschiebungen dokumentiert: darunter auch Minderjährige, Frauen mit Kindern und Diabetes-Kranke.

Um Menschenrechts-Verletzungen weiter zu dokumentieren und unsere Arbeit fortführen zu können – die auch beinhaltet, gewaltfreie Pufferzonen in den Transitkorridoren zu errichten und die Berichte weiterhin kostenfrei zur Verfügung zu stellen – sind wir dringend auf finanzielle Unterstützung angewiesen.

Außerdem dokumentieren wir mittlerweile den Behördenterror in Hildesheim und darüber hinaus gegen Nicht-Geduldete und Dublin-Abgeschobene, die uns oftmals abgeschoben mit fließend sprechendem Deutsch an der norditalienisch-französischen Grenze begegnen.

Unterstützen können Sie uns entweder mit einer einmaligen Spende. Auch kleine Spenden helfen!

Spendenkonto:
Kontoinhaber: Verein für eine Schönere Willkommenskultur

IBAN: DE70290501010081690141

SWIFT/BIC-Code: SBREDE22XXX
Betreff: Kesha Niya

Kontakt: kesha-niya@riseup.net

Beitragsbild: © 2014 Michael Shorny, www.mangomoon.at), Illustration: petja dimitrova

Brüssel-Volunteer – We are constantly looking for volunteers that can commit for two weeks or more. Please get in touch!

Wir kochen! (November 2019)
Live-Blog aus Brüssel

Bericht aus dem November 2019 in Brüssel

drawing by petja dimitrova

Ein warmes Hallo aus einem kalten Brüssel.
Nun sind wir seit zwei Wochen im Kochbetrieb und unser Essen erfreut sich großer Beliebtheit im Park. Wir haben unsere Abläufe optimiert. Einmal die Woche kaufen wir nun ein und planen das Essen für die Woche vor.


Durch die Reflexion der zwei Wochen Dauerkochbetrieb haben wir uns entschieden, einen Tag weniger pro Woche zu kochen. So können wir uns um die Aufgaben kümmern, die wir sonst aus einem Mangel an Freiwilligen nicht schaffen sowie um auch uns mal ein Pause zu geben. Durch finanzielle Einbußen von 3000 Euro pro Monat ist ein weiteres Hindernis entstanden, was das Kochen an 5 Tagen die Woche zusätzlich erschwert. Daher der dringende Aufruf:

Wir brauchen Freiwillige, die uns unterstützen und Verantwortung übernehmen.
In der kalten Zeit ist es umso wichtiger Menschen in Notlagen zu helfen und Solidarität groß zu schreiben. Wir arbeiten gerade mit 5 – 8 Freiwilligen plus solidarischen Genoss_Innen aus Brüssel. Damit wir unsere Küche wieder auf 100 Prozent laufen lassen
können, brauchen wir ca. 12 Freiwillige, die für eine gewisse Zeit Verantwortung übernehmen möchten. Aufgaben, die es zu erledigen gilt, sind u. A.:
• Kochen
• Einkaufen
• Finanzmanagement
• Ausgabe von Essen
• Schnibbeln
• Putzen
• Revolution

drawing by petja dimitrova

Wenn du Zeit hast, komm vorbei. Spende deine Zeit und deine Solidarität. Wenn du Geld spenden möchtest, um uns zu unterstützen, dann kontaktiere uns doch per Mail:
zigzagkitchen(AT)posteo.org

Wir Freuen uns auf Dich.

Des Weiteren haben wir uns verstärkt um die Freiwilligenkommunikation in Brüssel gekümmert, um langfristig eine gute Kommunikation und Übergabe der Küche zu gewährleisten.
Wir schauen in eine spannende Zukunft in Brüssel. Schon jetzt können wir sicher sein, dass unser Kochkollektiv dringend notwendig ist. Vor allem in den nun bevorstehenden kalten Monaten.

Solidarische Grüße aus Brüssel. Eure Zig Zag Crew

Zusammengefasster Bericht aus dem Oktober 2019 in Brüssel

Vorweg sei gesagt, dass dieser Bericht ein wenig ausfuehrlicher ausfallen wird, wie die uebrigen sechs. Dies hat jedoch nichts mit den Dingen in Kurdistan und Halle zu tun, die uns hier momentan auch beschaeftigen! (WUT) Wir fangen ab dieser Woche unser “normales Tagesgeschaeft” an. Das bedeutet, dass wir euch einen Einblick geben wollen, was euch erwartet, solltet ihr uns hier vor Ort unterstuetzen wollen. Zudem wollen wir aber auch allen, die uns diese Aktion(en) durch div. Unterstuetzung ermoeglicht haben, einen Ueberblick ueber das verschaffen, was bisher alles passiert ist und wie es wohl weiterlaufen wird. Fangen wir mal mit einem kleinen Rueckblick an:
Als Mitte-Ende August die ersten Aktivistinnen nach Bruessel kamen, war die Lage im Park (Wir nennen die Orte an denen die Menschen sich aufhalten im Folgendem nur noch Park, da dort ein grossteil lebt/sich aufhaelt und dort die Versorgung zum grossen Teil stattfindet.) noch sehr unstrukturiert und kein Mensch konnte uns genauer erklaeren, wie die Lage eigentlich aussieht. Nach einem ersten Koordinierungstreffen zwischen den meisten Akteurinnen in und um den Park, kam die Idee auf, einen Kalender zu erstellen, um uns moeglichst einfach abzusprechen und natuerlich auch um (fuer uns) zu sehen, wann es Versorgungsluecken gibt. Mit sehr viel Arbeit in Form von Gespraechen und Beobachtungen im Park, konnten wir einen Kalender etablieren, der nach und nach besser genutzt wurde. Es gibt zwar noch Gruppen, die trotz eingetragener Termine nicht erscheinen, oder die statt der angegeben warmen, kalte Speisen ausgeben, doch alles in allem ist es ein nuetzliches Tool geworden.

Recht schnell wurde uns von allen beteiligten Menschen das Signal gegeben, dass wir mit unserer Idee, eine weitere Kueche in Bruessel aufmachen zu wollen, sehr richtig lagen.
Nachdem wir dann auf der Suche nach einem Ort fuer die Kueche auf ein grosses soziales Projekt gestossen sind, haben wir angefangen dort an der schon bestehenden Kueche zu arbeiten und uns mit den tollen Menschen des Projektes zu vernetzen. Ein gluecklicher Zufall hat uns dann jedoch auf ein anderen Ort gebracht, der in der Zukunft nicht Reaumungsgefaehrdet ist (so wie leider das soziale Projekt), da eine Gruppe von Antifaschistischen Menschen das Grundstueck gekauft hat, auf dem wir unsere Kueche nun errichtet haben.
Ab dem Moment haben wir fast jeden Tag dort verbracht, um den Ort aus dem nichts zu einer Kueche zu machen. Trotz der Verzoegerungen durch die viralen Infekte, das fehlen eines KFZ und durch die teilweise geringe Zahl an Aktivist*innen, konnten wir dennoch einen eindrucksvollen Platz errichten, in dem wir (so professionell wie sonst selten in unserem Kontext) fuer eine grosse Zahl Menschen kochen koennen.
Die ZIG ZAG KITCHEN ist geboren!

Neben der Unterstuetzung durch Aktivist*innen, die vor Ort mit angepackt haben, verdanken wir diese Kueche auch den Menschen, die uns aus Suedfrankreich und anderen Kontexten mit Geld, Kontakten oder guten Ratschlaegen supported haben.
DANKE!

Ein hoch auf die Antinationale Solidaritaet!

Soviel zu dem, was in den letzten neun Wochen so passiert ist. Wie sieht es nun aus und vor allem, wie geht es weiter?
Wir haben nun alles zusammen, was es braucht, die Menschen mit kraeftebringendem, leckeren Essen zu versorgen. Die Zig Zag Kueche steht, die Netzwerke stehen, die lokale Solidaritaet ist vielfaeltig und enorm, das Besteck ist organisiert, die Versorgung der Zutaten steht, dessen Finanzierung ebenfalls, das Auto ist endlich hier und wir haben gerade (noch) ausreichend Aktivist*innen mit Erfahrung und Motivation.

In Zukunft werden wir jeden Freitag mit dieser Gruppe die Kueche teilen, bis wir uns irgendwann ueberfluessig machen koennen und die Gruppe die Kueche freitags alleine nutzt.
Am Samstag haben wir zu sechst, mit Hilfe eines Aktivisten aus Frankreich 800 warme Mahlzeiten ausgeben koennen, am Sonntag etwas weniger. Die Toepfe waren jedes mal leer nach ca. ein bis zwei Stunden. Wir versuchen mehr zu kochen, jedoch sind langsam die Kapazitaeten der Toepfe erschoepft. Wir experimentieren nun noch ein wenig mit anderen Gerichten herum und geben auch vermehrt Beilagen (Toppings) aus. Der Wagen kommt zwar langsam an sein Zuladungslimit, aber der Platz reicht noch aus.

Wir hatten auch das erste mal einen Kuechentag, in dem auch die betroffenen Menschen selbst mit Schnibbeln. Wir haben sudanesische Aktivistinnen eingeladen, die momentan in einem Squat leben (500m von unserer Kueche entfernt) und denen aehnlich wie uns auch bald eine Raeumung droht. Vielleicht leben wir bald woanders zusammen. Wir werden sehen. Gestern Abend ist zudem noch eine Aktivistin angekommen, der/die uns in den naechsten Monaten unterstuetzen und auch kochen wird. Das ist ein guter Anfang, jedoch koennen wir nach wie vor noch mehr Menschen vor Ort gebrauchen. Morgen ist erst einmal der letzte Kochtag bis zum Freitag. Wir werden die dazwischenliegenden Tage nutzen, um zu reflektieren, den Boden fertig zu stellen und um die Erfahrungen der letzten Tage zum verbessern der Ablaeufe zu zu verwenden. Kurdische und libanesische Aktivistinnen, die uns heute im Park geholfen haben, werden uns morgen in der Kueche helfen.

Da wir versuchen, die (Wissens-)Hierarchien in der Gruppe so gering wie moeglich zu halten, waere es dringend notwendig, dass wir mehr Aktivist*innen vor Ort sind, die lernen wollen, wie fuer ca. 800 Menschen Essen zubereitet wird. Gleichzeitig ist es enorm wichtig, dass Menschen in unserer Gruppe sich um finanzielle Aspekte kuemmern, dass nun
vorhandene Auto im Blick zu behalten, den Kontakt zu anderen Gruppen zu pflegen oder einfach nur dafuer zu sorgen, dass Berichte geschrieben werden etc… Diese Aufgabenbereiche sollen in Zukunft regelmaessig wechseln, um keine Menschen unsersetzlich zu machen und so fuer einen langfristigen funktionierenden Kuechenbetrieb zu sorgen.
Wir organisieren uns selbst und sind komplett unabhaengig. Das ist gut so und damit es auch so bleibt sind wir dringend auf eure Unterstuetzung angewiesen. Wir sind momentan gerade genug Menschen, um die anfallenden Aufgaben zu bewaeltigen. Es gibt unter uns jedoch auch Menschen, die nach einer sehr langen Zeit in Bruessel mal wieder neue Energie sammeln muessen oder die im Winter ihren Aktionsschwerpunkt auf die Unterbringung von Menschen verlegen wollen. Wenn ihr euch also vorstellen koennt, fuer einen kurzen oder laengeren Zeitraum zu schauen, ob euch unser Projekt gefaellt, dann meldet euch bei uns. Wir verstaendigen uns uebrigends in englischer Sprache, koennen aber auch fuer Uebersetzungen sorgen. Wenn ihr euch unsicher seid oder Fragen habt, fuehlt euch frei uns eine E-Mail zu schreiben.

15.11.2019, Veranstaltung mit Zain Al-Khatir im »Stadtlabor: Migration Bewegt Göttingen« und Ermittlung gegen Leitung der libyschen Küstenwache

Buchgespräch mit Zain-Alabidin Al-Khatir: »Ums Überleben kämpfen« 

In seiner Autobiographie dokumentiert Zain-Alabidin Al-Khatir seine Flucht aus dem Sudan über Libyen bis nach Deutschland. In einem Buchgespräch schildert er nicht nur persönliche Erlebnisse, sondern gibt hochaktuelle Einblicke in die Grenzpolitiken Nordafrikas.

In Kooperation mit der Seebrücke Göttingen und Netzwerk NoBorder. NoProblem Hildesheim., Literarisches Zentrum Göttingen und Stadtlabor: Migration bewegt Göttingen

Zeit: 15. November 2019, 19:00 Uhr
Ort: Stadtlabor, Schildweg 1, 37085 Göttingen

Mehr zu diesem Thema & Weiterlesen:

Italienische Staatsanwaltschaft ermittelt gegen italienische Leitung der libyschen Küstenwache, 3.11.2019

Zain Al-Khatir bei der Eröffnung von Carola Racketes Buch-Präsentation: »Ich weiß gar nicht, wer mich gerettet hat, aber ich sage: Danke. Ich wäre sonst nicht am Leben«, 30.10.2019

Klima-Imperialismus? – Klimakrise, Migrationen, Arabellion, 27.10.2019

Newsletter 3.2019 – Grenzregime in Ungarn, auf der Balkanroute, in Bulgarien, der Türkei und in Italien

In der neunten Ausgabe unseres Newsletters fassen wir, wie gewohnt, den aktuellen Stand des Grenzregimes in Ungarn, auf der Balkanroute, in Bulgarien, der Türkei und in Italien zusammen. Zuallerallererst werden wir in diesem Newsletter jedoch näher auf ein Phänomen eingehen, welches bisher – zumindest im deutschsprachigen Raum – noch weitestgehend unbekannt ist: Bootsflüchtlinge im Kanal zwischen Frankreich und England.

Bordermonitoring.eu versteht seine Aufgabe darin, aktuell und zeitnah von den Grenzen Europas zu berichten. Seit mehreren Jahren tun wir dies schon in Form von längeren Berichten und kürzeren Artikeln auf unserer Webseite. Der Newsletter ist Teil dieser selbstgesetzten Aufgabe.

Um unsere Arbeit fortführen zu können – was auch beinhaltet, diesen Newsletter und die Berichte weiterhin kostenfrei zur Verfügung zu stellen – sind wir dringend auf finanzielle Unterstürzung angewiesen, sonst wird es unter anderem diesen Newsletter bald nicht mehr geben. 

Unterstützen können Sie uns entweder mit einer dauerhaften Fördermitgliedschaft oder einer einmaligen Spende. Auch kleine Spenden helfen!

Über das Webformular können Sie sich für den Newsletter subskribieren.

Für mehr Informationen: bordermonitoring.eu

Endstation Vučjak

Die Lage auf der illegal von der Stadt Bihac eingerichteten Mülldeponie Vucjak im Nordwesten Bosnien-Herzegowinas spitzt sich dramatisch zu.

Die Bedingungen für die Migrant*innen sind so katastrophal, dass sich einige Hilfsorganisationen geweigert hatten, dort zu arbeiten. Freiwillige des lokalen Roten Kreuzes haben aber in den letzten Monaten wenigstens Malzeiten und Kleider ausgeteilt. Das freiwillige medizinische Team (Ärzt*innen, Pflegefachpersonen, Paramedics) um den deutschen Journalisten Dirk Planert, das dringend nötige medizinische Notversorgung geleistet hat, wurde vor einigen Wochen des Landes verwiesen und die effiziente Ambulanz (200 Behandlungen pro Tag) geschlossen (die zuständige Gesundheitsministerin, die keine adäquate Alternative anbietet, meinte später, sie habe nicht gewusst, dass die Migrant*innen dort medizinisch versorgt würden …).

Ab kommenden Montag will der zuständige Bürgermeister von Bihac nun auch die Essensversorgung einstellen und die Menschen im Camp sich komplett dem Elend überlassen. Ich habe vor ein paar Tagen gesehen, wie Hunderte aus der Stadt Bihac erst ins nahegelegene Camp Bira vertrieben und von da aus in Bussen und zu Fuss zum 10 km entfernten Camp Vucjak in die Berge gebracht wurden. Manche Quellen sagen, sie werden von der Polizei davon abgehalten, das Lager zu verlassen.

Weitere Info:

Überschwemmungen im Sahel – Spendenaufruf von Afrique-Europe-Interact

Von Olaf Bernau, aktiv bei No Lager und Afrique-Europe-Interact

Am 20.9. ist globaler Klimastreik. Umso wichtiger ist es, sich immer wieder vor Augen zu führen, wie der Klimawandel bereits jetzt dramtische Konsequenzen für Millionen Menschen rund um den Globus hat. Beispielsweise gibt es derzeit in mehreren Sahelländern – insbesondere in Mali, Mauretanien und Niger – an verschiedenen Orten heftige Überschwemmungen, von denen über 200.000 Menschen betroffen sind. Die Überschwemmungen haben unterschiedliche Ursachen – darunter die klimawandelbedingte Zunahme von Starkregen im Sahel.

Leider sind auch einige unserer bäuerlichen Mistreiter*innen im Office du Niger in Mali betroffen – das Office du Niger ist eine riesige Bewässerungsregion von ca. 100.000 Hektar, in der es in den letzten 10 Jahren in großem Stil zu Landgrabbing gekommen ist.

Das ist der Grund, weshalb wir uns freuen würden, wenn der von unserem transnationalen Netzwerk Afrique-Europe-Interact veröffentlichte Spendenaufruf von möglichst vielen Leuten auf dieser Liste weitergeleitet und natürlich auch gerne praktisch berücksichtigt würde…

In diesem Zusammenhang möchten wir insbesondere auf zwei kurze Videos hinweisen, die wir anässlich der Überschwemmungen zusammen mit unseren bäuerlichen Mitstreiter*innen im Office du Niger erstellt haben (bambara mit deutschen Untertiteln):

Video zu den Überschwemmungen im Dorf Marka Bassi

Video zu Überschwemmungen im Dorf Diabaly Coura

Für Rückfragen, Hinweise oder Kommentare sind wir jederzeit gerne zu haben…

Schöne Grüße,

Olaf Bernau (Afrique-Europe-Interact)

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04.09.2019: Spendenaufruf von Afrique-Europe-Interact

Massive Überschwemmungen in Mali +++ 130.000 Menschen betroffen, vor allem bäuerliche Haushalte +++ Zerstörte Hütten, Felder und Ernten, steigendes Malariarisiko +++ Ursachen: Schlechte Infrastruktur, mangelhafte Wartung von Kanälen und Klimawandel +++

Seit Ende Juli ist es in Mali zu massiven Überschwemmungen gekommen. Betroffen sind Orte im gesamten Land, selbst im Norden, der zur Sahara gehört. Im Zuge der Überschwemmungen sind tausende Lehmhütten zusammengebrochen, auch Erntevorräte und Felder mit Reiskulturen wurden zerstört, außerdem hat sich das in der Regenzeit ohnehin hohe Malariarisiko einmal mehr zugespitzt. Einer der geographischen Schwerpunkte ist das Office du Niger, ein Bewässerungsgebiet 300 Kilometer nord-östlich der Hauptstadt Bamako. Im Office du Niger arbeitet unser transnationale Netzwerk Afrique-Europe-Interact mit der bäuerlichen Basisgewerkschaft COPON zusammen. Über diesen Kontakt haben wir nicht nur zahlreiche Berichte aus erster Hand erhalten, sondern auch Bilder und Videos. Gerade die Bilder und Videos sind aus unserer Sicht bedeutsam. Denn sie vermitteln einen halbwegs realitätstauglichen Eindruck davon, was es bedeutet, buchstäblich vor dem sozialen Nichts zu stehen – eine Erfahrung, die gerade in Europa schwer nachzuvollziehen ist.

Verwiesen sei zudem auf einige Bilder, die wir auf unserer Webseite dokumentiert haben, unter anderem von der Fischzucht eines Fischer*innenkollektivs in Bamako, das ebenfalls Mitglied bei Afrique-Europe-Interact ist. Denn durch die Überschwemmungen ist nicht nur ein Teil ihrer Infrastruktur zerstört, sondern auch zahlreiche Fische weggeschwemmt worden. Das ist umso tragischer, als dieses Fischer*innenkollektiv erst vor einigen Jahren mit der Fischzucht begonnen hat. Hintergrund ist, dass die Fischbestände im Niger unter anderem wegen des Klimawandels stark zurückgegangen sind.

Bilder: https://afrique-europe-interact.net/1804-0-Solidaritaet-Ueberschwemmungen-in-Mali-.html

Ausgelöst wurden die Überschwemmungen vor allem durch Bewässerungskanäle, die über die Ufer getreten sind. Wie es dazu kommen konnte, ist jedoch unklar: Die einen bringen das mit Starkregenfällen in Verbindung und werfen die Frage auf, inwieweit das mit dem Klimawandel zu tun hat. Denn Fakt ist, dass sich im Sahel nicht nur die Temperaturen in den letzten Jahrzehnten schrittweise erhöht haben. Vielmehr ist es auch zu grundlegenden Veränderungen in den Niederschlagsmustern gekommen: Insgesamt regnet es weniger, zudem hat sich die Regenzeit um 2 bis 4 Wochen verkürzt. Gleichzeitig hat die Zahl der Starkregen-Ereignisse zugenommen – was insbesondere deshalb schlimm ist, weil der sowieso ausgetrocknete Boden nicht in der Lage ist, die plötzlichen Wassermassen aufzunehmen. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Hinzu kommt, dass gerade im Office du Niger die Kanäle schlecht gewartet werden, sodass das Wasser nicht schnell genug ablaufen kann. Und noch etwas: Im Falle des Dorfes Marka Bassi scheinen auch zwei Großgrundbesitzer eine fatale Rolle zu spielen. Wenn in ihren Kanälen zu viel Wasser ist, leiten sie dieses immer wieder Richtung Marka Bassi ab. Hier scheint offensichtlich das Recht des Stärkeren zu gelten. Einer der Großgrundbesitzer heißt Bakary Togola und ist ausgerechnet Präsident der APCAM, der ständigen Versammlung der Landwirtschaftskammern Malis. Wir betonen das, weil Bakary Togola in den letzten Jahren immer wieder wegen Korruption, Unterschlagung und Sachbeschädigung zum Nachteil anderer Bauern und Bäuerinnen in die Schlagzeilen geraten ist.

Deutlich ist also, dass die aktuellen Überschwemmungen nicht einfach zu erklären sind. Vielmehr kommen ganz verschiedene Faktoren zusammen – vom Klimawandel über unzureichende Infrastruktur bis hin zu Korruption und Misswirtschaft. Und das gilt auch für Bamako. Dort ist das Wasser laut der Fischer*innen von zwei Bergen runtergeströmt, wo zwar Grundstücke verkauft, aber keine Straßen und Abwasserkanäle gebaut werden.

Unabhängig davon dürfte kein Zweifel daran bestehen, dass die betroffenen bäuerlichen Haushalte in einer äußerst katastrophalen Lage sind. Wir sind daher mit der COPON darüber im Gespräch, ob auch politischer Protest Sinn machen könnte. Nicht nur um Entschädigung und Nothilfe zu fordern, sondern auch um öffentlichkeitswirksam Kritik zu formulieren. Gleichzeitig gilt, dass die Bauern und Bäuerinnen unmittelbar in Not sind. Deshalb möchten wir die Mitglieder der COPON zum frühstmöglichen Zeitpunkt finanziell unterstützen – einerseits beim Kauf von Lebensmitteln, andererseits beim Wiederaufbau ihrer Häuser.

In diesem Sinne rufen wir zu Spenden an Afrique-Europe-Interact unter dem Stichwort „Überschwemmungen in Mali“ auf – online über unsere Webseite oder als Überweisung (das Geld erreicht die COPON unbürokratisch und ohne Zeitverzögerung):

Online:
https://afrique-europe-interact.net/1541-0-Spendenformular.html

Überweisung:
Name: Globale Gerechtigkeit e.V.
Bank: GLS Gemeinschaftsbank
IBAN: DE67 4306 0967 2032 2373 00
BIC: GENODEM1GLS

Eine letzte Anmerkung: Wie die meisten wissen dürften, befinden sich die Sahelländer bereits seit Jahren in einer äußerst schwierigen Lage, unter anderem wegen verschiedener bewaffneter Konflikte. Auch das Office du Niger wird seit 2016 immer stärker in diese Dynamiken reingezogen, nicht zuletzt, weil die islamistische Massina-Befreiungsfront vor allem unter Viehhirten immer stärkeren Zulauf erfährt. In diesem Sinne sind solche Ereignisse wie die aktuellen Überschwemmungen absolutes Gift. Denn gerade die schlechte Verwaltung seitens des Staates ist einer der Gründe, weshalb sich junge Männer bewaffneten Gruppen wie der Massina-Befreiungsfront anschließen. Wer mehr wissen möchte, sei daher auf die Dokumentation einer Tagung verwiesen, die das Netzwerk Fokus Sahel (an dem auch Afrique-Europe-Interact beteiligt ist) im März 2019 unter dem Titel „Wege aus der Gewalt? Gesellschaftliches Engagement im Kontext politischer Destabilisierung und gewaltsamer Konflikte im Sahel“ organisiert hat:

Alarm Phone Sahara – Aktivismus für Bewegungsfreiheit südlich des Mittelmeers

[CLICK] Hier geht es zu Berichten über das Alarm Phone Sahara, die fortlaufend aktualisiert werden

We’ll come United Eindrücke, 24.8. auf #unteilbar

United Solidarity-Paradeblock mit 9 Trucks für eine größere Verbindung von migrantischen mit antirassistischen Kämpfen

Nach 30.000 Demonstrierenden 2018 in Hamburg mit über Zehntausend im Paradeblock von United Solidarity bei #unteilbar in Dresden, alle Fotos: nobordernoproblem.org

Auf dem antirassistischen & antifaschistischen Block gab es viele Stimmen, X-Sprachen, sie kamen von überall her und waren schon immer hier; wir verteidigen den Mut gegen die Angst und sprachen über das Notwendigste und Schönste der Welt: Solidarität. Auf 9 Trucks:

Coalition Truck – Solidarity Studio.
NIKA, We’ll Come United, Iuventa10 und Tribunal ‘NSU-Komplex auflösen’ reichen das Mikro rum und drehen den Sound auf: wir sind da, wir bleiben, wir sind das volle Boot und alle können mitfahren. Solidarity wins!

Alltagsrassismus frisst unsere Seele – unteilbar gegen rechts!
Drei sächsischen Städte, Bautzen, Borna und Pirna, vernetzen sich im Kampf gegen den alltäglichen Rassismus und zeigen sich gemeinsam auf den Straßen Dresdens!  Der Wagen bringt Themen der Geflüchteten in die Öffentlichkeit Kommt dazu!!! Unterstützt uns! Kämpft mit uns!

Anti-Deportation Truck – Abschiebungen sind ein Verbrechen!
1496 Menschen wurden im ersten Halbjahr 2019 abgeschoben. Es sind allesamt brutale Eingriffe in das Recht auf Bewegungsfreiheit. Alle Abschiebungen stoppen! Wir kommen mit einem großen LKW nach Dresden, auf dem wir laut und gemeinsam gegen dieses tausendfache Unrecht protestieren. Sand ins Getriebe der Abschiebemaschinerie!

»Jugendliche ohne Grenzen« gegen Abschiebungen

Nationalismus ist keine Alternative (NIKA)
Der Rechtsruck kann nicht durch Anpassung gestoppt werden. Gegen die Menschenverachtung von rechts helfen kein Verständnis und kein freundlicher Dialog, sondern nur klare Kante und radikale Kritik – auch an der Mitte der Gesellschaft. Nationalismus ist keine Alternative“ (Nika) ist eine bundesweite Mitmachkampagne, die versucht, antifaschistische Gruppen zu vernetzen und der Normalisierung der Festung Europa und ihrer Fans entgegen zu treten.

Fluchtursachen und Bewegungsfreiheit
Es gibt tausend Gründe, warum wir aus Ländern des globalen Südens nach Europa kommen: Weil Diktatoren, korrupte Eliten und multinationale Konzerne mit Hilfe der Regierungen reicher Staaten unsere Freiheit und Menschenrechte mit Füßen treten. Weil sie Kriege provozieren, führen und unterstützen. Doch das ist noch nicht alles. Viele von uns sind auch unterwegs, weil wir neugierig sind, weil wir etwas anderes kennenlernen wollen. Wir sind keine Menschen 2. Klasse! Wir sind Weltbürger*innen!

Solidarity City Themenwagen
Jeden Tag kämpfen wir in unseren Städten z.B. mittels BürgerInnenAsyl gegen Abschiebungen, mit medizinischen Flüchtlingshilfen gegen den Ausschluss von der Gesundheitsversorgung, mit Selbstorganisation und Beratung für gleiche soziale Rechte.

Unser Themenwagen wird die unterschiedlichen Aspekte einer Solidarischen Stadt sichtbar machen. Mit dabei ist zudem der „Lauti“, der Lautsprecherwagen der Jungen Gemeinde aus Jena, der nach einer Demonstration gegen einen Naziaufmarsch in Dresden in 2011 über drei Jahre beschlagnahmt wurde.

Aufstehen gegen Rassismus Chemnitz
Seit Jahren verbreitet die AfD in den Parlamenten, im Internet und auf der Straße ihre Hetze. Dagegen hat sich 2016 Aufstehen gegen Rassismus als ein breites, bundesweites Bündnis gegründet. Unser gemeinsames Ziel ist es, die AfD bundesweit aus den Parlamenten, den Medien, den Straßen und Plätzen zu drängen. Auf dem Lautsprecherwagen von Aufstehen gegen Rassismus werden Redner*innen aus unterschiedlichen Spektren deutlich machen: „Wer AfD wählt, wählt Nazis!“ Rassismus ist keine Alternative!

Yalla Yalla Antifascisti – Theater X
Die Geister der Vergangenheit… waren nie wirklich weg. Heute kommen sie mit neuer Stärke zurück an die Oberfläche. Wie ein schleichendes Gift breiten sie sich in Medien, Politik, Kultur und in unseren Stadtteilen aus… wo alte Gedanken immer noch auf fruchtbaren Boden fallen. Sie sollen uns spalten, gegen einander aufhetzen und locken mit falschen Versprechungen. Nun ist die Zeit zu entgiften! Zeit die falschen „Alternativen“ zu entlarven!! Unsere Antwort auf ihre Spaltung heißt: Unity! Unsere Antwort auf ihren Hass heißt: Solidarität! Mit kultureller Aktion und widerständigen Perspektiven miXen wir am 24.8. in Dresden zusammen ein solidarisches Gegengift! Yalla Yalla Antifascisti!

Flüchtlingsräte & Pro Asyl
Geflüchteten das Leben zur Hölle zu machen scheint im Mittelpunkt der Asylpolitik Europas zu stehen. Die Entrechtung von Schutzsuchenden wird durch das Hau-Ab-Gesetz weiter vorangetrieben und Flucht durch die Inhaftierung im Abschiebeknast kriminalisiert. Wir fordern faire Asylverfahren, eine menschenwürdige Aufnahme und Bewegungsfreiheit. Wir fordern: weg mit den Abschiebeknästen – 100 Jahre dieser rassistischen Praxis sind genug! Freedom of Movement is everybody`s right!

Spontankonzert auf dem Anti-Deportation-Truck und Your Silence is Killing – Stop the deportation and Defend the RefugeeBlackBox-Aktion von the The VOICE Refugee Forum

»Oury Jalloh war ein Zauberer, laut Polizeibericht. Vollführte im Verborgenen sein größtes Meisterstück. Hat mit Händen und mit Füßen, fixiert an Grund und Wand. Sich auf feuerfester Matte in Schutzhaft selbst verbrannt. Wie man von Einzelfällen sprechen kann, ich werd es nie verstehen. Es gibt Menschen, die das wollen, die das alles gerne sehen. Tief in ihren Herzen heben sie die rechte Hand. Zünden Krisenherde, hoffen auf den Flächenbrand. […] Wo bleiben die Beschwerden? Warum lassen wir das zu? Wir können was dafür, wenn wir nichts dagegen tun. Wo bleiben die Beschwerden? Wo führt das alles hin? Warum tun wir so, als wärn wir blind? Wir schweigen ins Verderben, wenn wir tun, als ob nichts wär. Wir können was dafür, wenn wir uns nicht dagegen wehren. Wo bleiben die Beschwerden? Es gibt nur einen Weg: Widerlegen, widersetzen, widerstehen. Und irgendwo hinter der Glotze endet unser Tellerand. Und wir richten ohne Glatze ähnlich großen Schaden an. Nein, es sind nicht die paar Nazis, es ist unsere Ignoranz. Als wär es nicht in unserer Mitte, sondern nur am rechten Rand. Machen wir weiter unsere Witze über Gutmenschen im Land.« – ENNO BUNGER auf #unteilbar

Yalla Yalla MigrANTIFASCISTI!

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